Während die Diagnose des Diabetes mellitus nur im Blut gestellt werden kann, lässt sich die Therapie nach Messung des Zuckers im Blut oder Gewebe anpassen. Die Messung des Blutzuckers erfolgt nach Empfehlung des Therapeuten zu bestimmten Zeitpunkten. Sie empfiehlt sich bei Fehlen einer medikamentösen Therapie, dem Einsatz von Tabletten oder GLP-1-Analoga oder der 1x täglichen Gabe eines Verzögerungsinsulins. Die Messung des Gewebszuckers erfolgt kontinuierlich. Dabei gibt es grundsätzlich 2 verschieden Messmöglichkeiten.
- real-time-CGM (rtCGM): Hier kommuniziert das Messsystem kontinuierlich mit dem Empfänger. Bei Unter- oder Überschreiten der eingegebenen, individuellen Grenzwerte sendet das System einen Alarm, die Kommunikation mit einer Insulinpumpe ist bei manchen Systemen möglich, so dass die Insulinversorgung bei Gefahr der Unterzuckerung unterbrochen wird. Die 2x tägliche Kalibrierung durch Messung des Blutzuckers ist je nach Hersteller erforderlich. Nach gBA-Beschluss von 2016 ist bei ICT oder CSII bei Typ 1- und Typ 2-Diabetes eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse nach Erfüllung der festgelegten Voraussetzungen umzusetzen.
- Das FreeStyleLibre3-Messsystem löst die beiden Vorgängermodelle ab. Es ist als rtCGM-Gerät zugelassen. Hier kommuniziert der Sensor kontinuierlich mit Mobiltelefon oder Lesegerät, beide können verwendet werden, ein Wechsel von einem System zum anderen ist jedoch nur bei Einsatz eines neuen Sensors möglich. Der jeweils aktuelle Glukosewert ist auf Mobiltelefon oder Lesegerät sichtbar, ebenso der Verlauf.
AID-System: Die Kombination kommunizierender Systeme von rtCGM, Algorithmus und Insulinpumpe werden als sogenanntes AID-System bezeichnet. Diese Technologien ermöglichen eine personalisierte und präzise Therapie, die die Glukoseregulation (Erhöhung der Zeit im Zielbereich, Verringerung der Hypoglykämierate, Stabilisierung der nächtlichen Glukoseregulation) und die Lebensqualität der Patient*innen erheblich verbessern kann. Gleichzeitig erfordern sie jedoch einen hohen Einsatz von Zeit, Wissen, Ressourcen und das Erwerben digitaler Kompetenzen des gesamten Diabetesteams. Mittelfristig ist durch die bessere Behandlung von einer Verringerung der Folgekomplikationen und damit auch der Kosten auszugehen. Aktuelle Informationen nationaler (Deutsche Diabetesgesellschaft - DDG) und internationaler Fachgesellschaften (amerikanische Diabetesgesellschaft – ADA sowie britisches National Institute for Health and Care Excellence - Nice) empfehlen für alle Menschen mit Typ 1 Diabetes bei Nichterreichen der Therapieziele die Verwendung eines AID-Systems. In einer Pressemitteilung der DDG vom 23.07.25 nimmt diese differenziert zu diesen modernen Diabetestechnologien Stellung verbunden mit einem gemeinsamen Statement von DDG, BVND, (Bundesverband niedergelassener Diabetologen) bndb (Berufsverband niedergelassener Diabetolog*innen in Bayern) und AGDT (Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Technologie), das sich mit Chancen und Anforderungen dieser Systeme auseinandersetzt.